Preisträger:in 2024
«Die Anhörung» von Lisa Gerig
«Die Anhörung» von Lisa Gerig gewinnt den «Prix de Soleure» und damit den höchstdotierten Filmpreis der Schweiz. Der Film handelt von zwei abgewiesenen Asylbewerberinnen und zwei Asylbewerbern, die noch einmal – fiktiv dargestellt – ihre Anhörung durch Beamte des Staatssekretariats für Migration (SEM) durchleben. Der Film «Die Anhörung» lege die Grundanlage der Asylbefragungen offen und besteche durch seine Ehrlichkeit und Klarheit, so die Jury in ihrer Laudatio. «Das Nachstellen der Befragungssituation mit realen Asylbewerber:innen und Angestellten des SEM wird zu einem dramatischen Kammerspiel, in dem sich in fragmentarischen Aussagen und Unausgesprochenem erschütternde Schicksale entfalten.» Der Regisseurin gelinge es aber durch einen genialen Schachzug, die Befragten aus ihrer Opferrolle zu befreien und dadurch einen Raum und ausgleichenden Gerechtigkeit zu eröffnen. Produziert wurde der Film von Maurizius Staerkle Drux und Eva Vitija von Ensemble Film GmbH, in Co-Produktion mit Schweizer Radio und Fernsehen SRF.
Der «Prix de Soleure» ist mit 60'000 Franken dotiert und geht zu gleichen Teilen an Regie und Produktion des Films. Die Regisseurin Lisa Gerig studierte Film in Zürich und Genf mit Schwerpunkt Schnitt. «Die Anhörung» ist ihr erster langer Dokumentarfilm. Die diesjährige Jury des «Prix de Soleure» setzt sich zusammen aus der Schauspielerin Miriam Stein, der Filmhistorikerin und Co-Direktorin des Festivals «Cinema Ritrovato» in Bologna, Mariann Lewinsky und dem Chemie-Nobelpreisträger Jacques Dubochet. Der Preis wird getragen vom Fonds Prix de Soleure sowie dem Kanton Solothurn und der Stadt Solothurn und wird an Dokumentar- oder Spielfilme vergeben, die durch ihren ausgeprägten Humanismus überzeugen und sich filmisch eindrucksvoll und innovativ dem Thema annehmen.
Menschen und gesellschaftliche Fragen rund um das Zusammenleben sind die thematischen Schwerpunkte des Wettbewerbs «Prix de Soleure». Die nominierten Dokumentar- und Spielfilme überzeugen durch ihren ausgeprägten Humanismus und nehmen sich ihrem Thema filmisch eindrucksvoll und innovativ an.
2024 sind sieben Filme nominiert: Zwei Spielfilme und fünf Dokumentarfilme, darunter sechs Premieren. Eine interdisziplinär zusammengesetzte Jury vergibt den «Prix de Soleure» an den 59. Solothurner Filmtagen zum 16. Mal.
Der «Prix de Soleure» wird am Mittwoch, 24. Januar 2024, im Rahmen der «Soirée du clôture» der 59. Solothurner Filmtage verliehen.
Jury 2024
Jacques Dubochet
Biophysiker
Biophysiker, berühmt für seine Arbeit am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg, wo seine Gruppe Anfang der 80er Jahre entdeckte, dass Wasser durch Schockgefrieren in einen glasartigen Zustand versetzt werden kann. Für diese unerwartete Entdeckung, den Grundstein der Kryoelektronenmikroskopie zur Beobachtung biologischer Proben nahe dem nativen Zustand, wurde ihm 2017 der Nobelpreis für Chemie verliehen. Die damit verbundene Aufmerksamkeit nutzt er, um sich für den Schutz des Lebens und des Klimas einzusetzen.
(Bild: Copyright UNIL)
Mariann Lewinsky
Co-Direktorin «Il Cinema Ritrovato»-Festival
Mariann Lewinsky hat über japanischen Stummfilm promoviert und unter anderem als Journalistin, Uebersetzerin und Dozentin gearbeitet. Sie ist Co-Direktorin des Festivals Il Cinema Ritrovato (Bologna) und hat zahlreiche Aufführungs,- Restaurierungs- und Forschungsprojekte realisiert. Seit 2008 programmiert sie systematisch die Werke bedeutender Filmschaffenden wie Olga Preobrazhenskaja, Musidora und Marie Epstein. Ausserdem kuratiert sie DVD-Editionen zu unbekannten Aspekten der Filmgeschichte. 2015 mündete ein Restaurierungprojekt in den Film Ella Maillart - Double Journey (gemeinsam mit Antonio Bigini); 2023 wurde ein Filmprojekt über den tunesischen Pionier Albert Samama Chikli zum Buch (Albert Samama Chikli: Fotografo, Cineasta, Navigatore).
Miriam Stein
Schauspielerin
Miriam Stein ist eine schweizerisch-österreichische Schauspielerin. Mit 11 Jahren drehte sie in der Schweiz „Das Mädchen aus der Fremde“ und erhielt dafür den deutschen Fernsehpreis. Von 2006-2009 studierte sie an der ZhdK Schauspiel und absolvierte ein Auslandsemester am Pariser Conservatoire National Supérieur d’Art Dramatique. Direkt nach dem Studium spielte sie die weibliche Hauptrolle im deutschen Kinospielfilm „Goethe“, wofür sie den „New Faces Award“ erhielt. Im Mehrteiler „Unser Mütter unsere Väter“ hatte sie die Rolle der Frontkrankenschwester Charlotte intus – der Film erhielt unter anderem den international Emmy. In der Schweiz drehte sie mit Markus Imboden „Der Verdingbub“ und gewann für ihre Rolle in Micha Lewinskys Kinospielfim „Moskau Einfach“ den Schweizer Filmpreis.
Bisherige Preisträger:innen
2023
«Until Branches Bend»
Regie: Sophie Jarvis
2022
«Wet Sand»
Regie: Elene Naveriani
2021
«Mare»
Regie: Andrea Staka
2020
«À la recherche de l'homme à la caméra»
Regie: Boutheyna Bouslama
2019
«Immer und ewig»
Regie: Fanny Bräuning
2018
«Des moutons et des hommes»
Regie: Karim Sayad
2017
«Die göttliche Ordnung»
Regie: Petra Volpe
2016
«Das Leben drehen – Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten»
Regie: Eva Vitija
2015
«Spartiates»
Regie: Nicolas Wadimoff
2014
«L'escale»
Regie: Kaveh Bakhtiari
2013
«Der Imker»
Regie: Mano Khalil
2012
«Vol spécial»
Regie: Fernand Melgar