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Hommage Richard Dindo

Autor:in

Solothurner Filmtage

Datum

10. April 2025

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Richard Dindo Solothurn

Richard Dindo (1944–2025)

Richard Dindo hat mit seinen meist politischen Filmen die Geschichte des Schweizer Films seit den 1970er Jahren geprägt. Im Februar 2025 ist der Regisseur in Paris verstorben. Zusammen mit filmo blicken die Solothurner Filmtage auf drei Filme seines umfangreichen Werks.

Am 30. Januar 1971, anlässlich der 6. Solothurner Filmtage, feierte im Kino Scala der erste Dindo-Film seine Premiere – «Die Wiederholung». Im Festivalkatalog findet sich ein 9'000 Zeichen langer Filmbeschrieb, ergänzt durch eine zweizeilige Biografie. Diese lautet: «Der Autor gehört zu denen, die keine Memoiren schreiben werden.»

Dieses Versprechen hat Richard Dindo eingelöst. Unter der Rubrik «Selbstporträt» sind auf Dindos «Webseite über meine Filme» lediglich fünf Fotos des Filmemachers zu finden. Was die Memoiren hätten sein können, ist ein «Vorwort» geworden. Und darin hat der Regisseur vor allem Verwunderung, «ein Gefühl von Irrealität» geäussert: «Manchmal kommt es mir vor, als hätte ich alle diese Filme wie in einer Art Traum gemacht oder als Somnambuler, der nachts aufsteht, einen Film dreht und dann wieder schlafen geht.»

Der Filmemacher als Traumwandler? Oder vielleicht doch als Wiederholungstäter? In seinem Erstling lässt Richard Dindo den Schriftsteller Paul Nizon – wie er selbst Exil-Schweizer in Paris – zu Wort kommen. «Die Wiederholung ist eine Umkreisung», lautet ein berühmter Nizon-Satz. Und eine Umkreisung ist vielleicht auch Richard Dindos Werk. «Zwei, drei Themen und sieben, acht Variationen» hat der Filmemacher mit Blick auf sein Lebenswerk ausgemacht. Dazu gehören auf jeden Fall das Politische und das Poetische.

«Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» (1975), in Co-Regie mit dem Journalisten Niklaus Meienberg entstanden, ist ein Lehrstück über die Macht des Grossen gegenüber dem Kleinen. Es zeigt, wie während des Zweiten Weltkriegs an einem Schweizer Soldaten ein Exempel statuiert wird, während gleichzeitig hohe Militärs Sympathien für den Faschismus zeigen. Als der Film erschien, stiess er auf Widerstand: Die politische Elite der Schweiz zweifelte die dokumentarischen Methoden der Regisseure an und versuchte den Erfolg des Films zu verhindern. Dieser «Schuss» ging allerdings nach hinten los. In unserem filmo-Featurette erfahren Sie, wie das Frühwerk von Dindo und Meienberg zum öffentlichen Ereignis wurde.

1983 porträtiert Richard Dindo eine weitere schweizerische Figur, die an den Herausforderungen des Lebens (und an einem Filmprojekt) scheitert: den grossen Volksschauspieler Max Haufler. Während Haufler in der Öffentlichkeit für sein Talent bewundert wird, empfindet er als Privatperson Abscheu gegenüber der Schauspielerei. Und genau dafür interessiert sich Dindos Charakterstudie, die fiktionale und dokumentarische Elemente versammelt und Hauflers Tochter Janet, ebenfalls eine bekannte Schauspielerin, im Film auftreten lässt. Beseelt von der Idee, als Regisseur den Roman «Der Stumme» von Otto F. Walter zu verfilmen, endet Max Hauflers Biografie schliesslich im Suizid.

Einer der rund 40 Dindo-Filme, die sich ins kollektive Gedächtnis der Schweiz eingeschrieben haben, ist «Dani, Michi, Renato und Max» (1987). Es ist eine «Variation» des Themas «Staat vs. Individuum» und handelt von vier jungen Menschen, die in den Zürcher Jugendunruhen in den 1980er Jahren durch Polizeigewalt ums Leben kommen. Wie Ernst S. sind auch Dani, Michi, Renato und Max rebellische und gleichzeitig feingeistige Charaktere, die ihren Drang nach Freiheit mit dem Leben bezahlen. Wiederholen sich Ereignisse aus der Vergangenheit und wie kann sie eine Gesellschaft mit ihnen entwickeln? Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung hat Richard Dindo anstelle seiner eigenen Memoiren mit beeindruckender Kontinuität an der Biografie der Schweiz geschrieben.

Alle drei im Text beschriebenen Filme wurden an den Solothurner Filmtagen uraufgeführt und wurden in ihrer digitalen Version auf filmo verfügbar gemacht. An den 61. Solothurner Filmtagen 2026 wird das Werk Richard Dindos mit einer Hommage gewürdigt.

Hier geht es zum Nachruf der Cinémathèque suisse.
Hier geht es zum Nachruf von Jakob Tanner in der WOZ.
Hier geht’s zur Würdigung von Marcy Goldberg auf SRF.

Die Richard Dindo-Sammlung auf filmo.ch wird ab Anfang Mai 2025 auch hier zugänglich sein.

Bild: Richard Dindo 1971 an den Solothurner Filmtagen

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